Facing Social Class: How Societal Rank Influences Interaction

Wir alle sind Klassentiere. Wer denkt, er kann da aus der Reihe fallen, irrt. Schon ein Händedruck, ein Gesichtsmuskelzucken verrät, auf welcher Stufe der sozialen Leiter wir stehen. Und: Wir wollen alle etwas höher klettern und wer oben ist will dafür sorgen, dass andere unten bleiben.

Titel: Facing Social Class: How Societal Rank Influences Interaction
Erschienen: 2012
Verlag: Russell Sage Found
Herausgeber: Susan Fiske & Hazel Rose Markus

 

Das klingt nicht schön, und manche haben diese Klassenrennen nett und freundlich verpackt, aber es durchzieht die gesamte Gesellschaft. Wer zur Upperclass gehört ist sich sicher, mehr persönliche Freiheiten zu haben und dass er selbst seines Glückes Schmied ist. Frei und nicht auf andere angewiesen, das ist prima. Kommt aber, laut Chapter 8, mit einem Haken daher: Wer so denkt und fühlt, kann schlecht Emotionen anderer entschlüsseln. Braucht man ja auch nicht.

Die Unterklasse sucht dagegen in jedem Zwinkern noch einen Hinweis auf die Gefühle des Gegenübers. Denn nur wer weiß, wie der andere tickt und fühlt, kann sich dem anderen „ausliefern“ und Hilfe holen. Hilfe hat der Obberklassentyp nicht nötig. Ihr oder ihm fliegt in der Regel alles zu, gute Uni, gut bezahlter Job, Gesundheit und ein langes Leben.

Wer sich auch nur hineinversetzt in die Rolle eines Menschen höherer Klasse, verliert ein Stück seiner Empathiefähigkeit. „Owing to their increased independence from other individuals, the emotions of upper-class individuals may be relatively unaffected by the emotion experiences of individuals around them.“

Beim Unterklassemensch ist es umgekehrt. Leben etwa Menschen aus verschiedenen Klassen in einem Studentenzimmer zusammen, passt der Mensch mit niedriger Klasse seine Gefühle denen seines höherklassigen Mitbewohners an. Emotion convergence nennt man das. Die Gefühlslage der Upperclass bleibt dagegen vom Zusammenwohnen unbeeinflusst.

Wer es nicht so mit den Gefühlen hat, hier eine physiologische Anpassung an die Mächtigen: Beim Gesellschaftsspiel Taboo maßen Wissenschaftler die Herzkontraktion der Spieler. Die physiologischen Reaktionen der Unterklässler, zum Beispiel die „pre-ejection period“ passten sich denen der Oberklässler an, nicht umgekehrt.

Also, ob wir wollen oder nicht, und sowieso ohne es zu spüren, passen sich Menschen der unteren Schicht denen der oberen Schicht an. Die Mächtigen nachahmen, um etwas von der Macht abzukriegen, ist die Strategie. So, jetzt muss ich mich aber bremsen. Für den weiteren interessanten Rest des Buches muss man zur Maus greifen und bestellen. Susan Fiske per Pubmed auf der Spur zu bleiben, lohnt sich ebenfalls.

 

Die Rezension bezieht sich auf die Print-Ausgabe.

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